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"Rettung des Hundertjährigen"

Foto:G.Benezé


Gegenentwurf für "100-Jährigen"

Rund um das Hittfelder Traditionslokal könnten Wohnungen entstehen.

Investor bringt Gastro-Betreiber mit

Quelle: Christiane Tauer / "Hamburger Abendblatt>"


Hittfeld,30.6.2016

Konkurrenz für die Investorengruppe May & Co.:

Bisher sah es so aus, als wären ihre Pläne für das Areal rund um das Gasthaus "Zum 100-Jährigen" in Hittfeld die einzigen, die es gibt. Mit dem Bebauungsvorhaben "Quartier 100" wirft nun aber auch die Buchholzer Immobilienprojektentwicklungsgesellschaft terra Real Estate ihren Hut in den Ring. Ihr Konzept, das dem Hamburger Abendblatt exklusiv vorliegt, sieht 50 bis 60 Wohneinheiten auf einem Grundstück von circa 7000 Quadratmetern vor. Außerdem könnte Edeka erweitert und der "100-Jährige" gerettet werden.

Einen Betreiber für das Gasthaus hat terra Real Estate, die derzeit unter anderem das sogenannte Canteleu-Quartier am Buchholzer Bahnhof entwickeln, ebenfalls im Gepäck. Laut Entwurf soll es sich um Spitzenkoch Frank Wiechern handeln, den Betreiber des renommierten Fischrestaurants "Leuchtturm" am Harburger Außenmühlenteich. "Frank Wiechern möchte die Tradition des ,Selbstgemachten', die guten und wertvollen Zutaten aus der Region, Jahreszeiten-spezifisch sortiert und feinst ausgewählt, seinen Gästen in einem neuen, frischen Rahmen präsentieren", heißt es dazu in dem Konzept.

Gewissermaßen würde es für Wiechern eine Rückkehr in einen altvertrauten Ort sein, denn mit seinem Lokal "Leuchtturm" war er an der Hittfelder Bahnhofstraße ansässig, bevor er 2008 in den Neubau am Außenmühlenteich zog.

Das Konzept sieht im Weiteren vor, dass der denkmalgeschützte "100-Jährige", der aus dem Jahr 1707 stammt, saniert und die benachbarte Scheune zur "Event-Scheune" umgebaut werden würde. Außerdem könnte die Harburger Straße, die derzeit zwischen den beiden Gebäuden verläuft, weichen und für einen Aufenthaltsbereich Platz machen. Eine Außenfläche mit 40 bis 60 Sitzplätzen könnte entstehen, während das Innere des "100-Jährigen" etwa 60 Besucher fassen würde.

"Das Quartier zeichnet sich durch die geschlossene, im Kern ruhige Atmosphäre aus", heißt es in dem Bebauungskonzept weiter. Ein "Platz zum Leben und Genießen" solle entstehen.

Die Grundstücksflächen würden halböffentlich sein und über Wege durchquert werden können. "Wer verweilen möchte, verweilt, wer eine Abkürzung sucht, kürzt ab, wer hier wohnt, wird die Vorzüge der zentralen Anlage zu schätzen wissen", umschreiben es die Investoren.

Abgesehen von den Wohnungen soll es in den zwei- bis dreigeschossigen Häusern eine Tiefgarage und Einzelhandel geben. Im Entwurf ist von drei bis vier Gewerbeeinheiten die Rede. Zum Edeka-Markt, der sich wie gewünscht erweitern könnte, würde eine kleine Flaniermeile führen. Darüber hinaus könnte ein Blockheizkraftwerk dafür sorgen, dass das Quartier nahezu autark vom örtlichen Energienetz ist.

Den Namen Aldi sucht man in dem Konzept jedoch vergeblich - und das ist ein großer Unterschied zu dem Entwurf, den die May-Gruppe Mitte Mai der Öffentlichkeit im Hittfelder Ortsrat präsentiert hat. Wo terra Real Estate Wohnhäuser plant, haben May & Co. den Aldi-Markt vorgesehen, der dafür seinen derzeitigen Standort am Kreisel aufgeben würde.

Ein weiterer zentraler Unterschied ist, dass die Buchholzer Projektentwickler mit Frank Wiechern einen namhaften Betreiber für den "100-Jährigen" mitbringen würden. Investor Michael May hatte bei seiner Präsentation lediglich die Sanierung des historischen Gasthauses in Aussicht stellen können. Ein Betreiber war nicht dabei.

Gemein haben beide Entwürfe, dass die Harburger Straße zwischen Gasthaus und Scheune geschlossen werden würde und auf diese Weise Außengastronomie möglich wäre. Auch die Verbindung zu Edeka Meyer und die Erweiterung des Einkaufsmarkts sehen beide Entwürfe vor.

Die Frage ist nun, wie die Seevetaler Politik, die derzeit in der Sommerpause ist und kurz vor den Kommunalwahlen steht, auf die unterschiedlichen Entwürfe reagieren wird.

Einen Haken gibt es nämlich: May & Co. besitzt einen Vorvertrag mit Georg Steinwehe, dem Eigentümer des gesamten Areals. Das heißt übersetzt: Der Investor hat vor anderen Interessenten immer den Vorrang.

In der Ortsratssitzung hatte Michael May erklärt, dass er den ernsten Willen habe, sein Projekt zu realisieren. Er sagte aber auch, dass er aus dem Vertrag herausgehen würde, wenn binnen drei Jahren kein Baurecht käme.