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"100-Jähriger"

Foto:Flum Design


Das dritte Konzept für den Ortskern Von Sven Husung

Quelle:Sven Husung / Hamburger Abendblatt


Hittfeld, 1.3.2017

Investor legt dritten Vorschlag für das Grundstück vor:

Kein Aldi, weniger Wohnungen, mehr Grün. Jetzt muss die Politik entscheiden.

Angeblich sollte Ende Februar eine Entscheidung über das Bebauungskonzept für den Hittfelder Ortskern rund um die ehemalige Gaststätte "Zum 100-Jährigen" gefällt werden. Bisher lagen zwei Vorschläge vor, mit denen die Kommunalpolitik allerdings nicht zufrieden war. Nun stößt ein dritter möglicher Investor hinzu - kommt jetzt Bewegung in die Sache oder wird die Entscheidung noch länger hinausgezögert?

"Uns gefällt der neue Entwurf besser" sagt Willy Klingenberg, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler. Das neue Konzept, auf das er sich bezieht, hat die Neu Wulmstorfer Melchert GmbH der Seevetaler Gemeindeverwaltung vor zwei Wochen vorgelegt - öffentlich präsentiert wurde es bisher nicht. Geplant ist eine zwei- bis dreigeschossige Wohnbebauung mit etwa 50 Wohneinheiten.

Der denkmalgeschützte "100-Jährige" soll - wie in den anderen Vorschlägen - erhalten bleiben. Außerdem wurde eine mögliche Erweiterung des Edeka-Marktes in den Entwürfen berücksichtigt. Für Klingenberg bringt der Vorstoß des neuen Investors Vorteile mit: "Die Bebauung ist nicht so massiv. Außerdem sind hier freie Flächen mit einem kleinen Dorfplatz und einer Grünzone vorgesehen", sagt er. Der Umfang der Wohnbebauung in den Plänen der Immobiliengesellschaft terra Real Estate wurde wiederholt kritisiert.

Aber auch über das neue Konzept müsse noch diskutiert werden: "Wir müssen genau schauen, wie das mit dem Einzelhandel geregelt wird. Außerdem ist es wichtig, dass sich der Investor darauf einlässt, den ,100-Jährigen' dauerhaft zu erhalten. Das muss vertraglich ganz klar geregelt sein", sagt Klingenberg. "Die Politik hat alles auf dem Tisch", sagt Projektentwickler Jürgen Ravens von der Gruppe May & Co. Er befürchtet, dass jetzt noch mehr Zeit ins Land geht und der "100-Jährige" weiter verfällt. "Die Situation hat sich eigentlich nicht verändert. Es muss endlich eine grundsätzliche Entscheidung von der Politik getroffen werden. Will man ein Bebauungskonzept, dass den Handel stärkt und den ,100-Jährigen' auf Dauer sichert? Oder will man eine hoch verdichtete Wohnbebauung?"

Der Investor May & Co aus Itzehoe arbeitet seit dreieinhalb Jahren an den Plänen für den Hittfelder Ortskern. Die Entwürfe für das Areal sehen neben dem Erhalt des "100-Jährigen" eine Edeka-Erweiterung sowie eine Ansiedlung von Aldi vor. "Aldi will sich in Hittfeld vergrößern und braucht eine neue Fläche. Hier hat man die einmalige Chance, der Abwanderung des Handels aus dem Zentrum entgegenzuwirken", sagt Ravens und fügt hinzu: "Auch einen Aldi können wir in Fachwerk bauen, über die Optik kann die Politik frei entscheiden.

" Die zusätzliche Integrierung eines Aldi-Marktes stieß bei den Politikern allerdings überwiegend auf Kritik. Mit dem Entwurf der Melchert GmbH hat sich Klaus-Dieter Kirchhoff, Vorsitzender der SPD-Fraktion, noch nicht im Detail auseinandergesetzt. Er kündigt für den Planungsausschuss am 8. März zunächst eine Grundsatzentscheidung im Sinne von Jürgen Ravens Forderung an: "Wir wollen darüber entscheiden, ob wir ein Einzelhandels- oder ein Wohnkonzept verfolgen", sagt er. Fällt die Wahl auf eine wirtschaftliche Nutzung des Areals, bleibt lediglich der Vorschlag der Gruppe May & Co übrig. Auf den Wohnungsbau konzentrieren sich die Entwürfe der terra Real Estate und der Melchert GmbH.

An Georg Steinwehe, Besitzer des Gasthauses, ist bezüglich des neuen Konzeptes noch niemand herangetreten. "Ich weiß nichts von einem neuen Investor", sagt er. Steinwehe rechnet damit, dass die Politik nun die jahrelangen Debatten fortsetzen wird. Der ehemalige Betreiber der Gaststätte hat zwar einen Vorvertrag mit der Gruppe May & Co geschlossen. Allerdings sind beide auf einen Mehrheitsbeschluss der Politik angewiesen.