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Wie geht's weiter mit dem "100-Jährigen?"



Wie geht's weiter mit dem "100-Jährigen"?
Bericht von Christiane Tauer

Hittfeld, 26.1.2017


Investoren und Projektentwickler haben zwei Konzepte vorgelegt.


Jetzt ist die Kommunalpolitik am Zug.


Die Zukunft des seit fast vier Jahren geschlossenen Hittfelder Traditionsgasthauses "Zum 100-Jährigen" bleibt ungewiss.


Nachdem im vergangenen Jahr mit der Vorstellung von zwei Nutzungskonzepten endlich Bewegung in die Sache kam (das Abendblatt berichtete), heißt es nun wieder:


Still ruht der See.


Grund dafür ist zum einen, dass keiner der zwei Entwürfe die Politiker hundertprozentig überzeugen konnte und sie im Grunde auf weitere Konzepte warten. Zum anderen hat sich im Herbst ein neuer Gemeinderat gebildet, dessen Mitglieder sich mit den aktuellen politischen Themen zunächst vertraut machen müssen.


Für die beiden Investoren bedeutet das, dass sie derzeit in der Warteschleife feststecken. "Wir gehen davon aus, dass wir unsere Pläne unter Umständen noch einmal öffentlich vorstellen werden", sagt Projektentwickler Jürgen Ravens von der Gruppe May & Co. auf Nachfrage.


Die Investoren aus Itzehoe hatten ihr Konzept bereits im Frühjahr des vergangenen Jahres den Hittfelder Politikern präsentiert, Inhalt war im Wesentlichen die Verlagerung des Aldi-Markts vom Kreisel an der Einmündung zur Straße "Am Göhlenbach" auf das Areal des "100-Jährigen", die Erweiterung des angrenzenden Edeka-Markts und die Sanierung und Wiedereröffnung des Gasthauses.


Ravens sieht nun eindeutig die Politik am Zug und betont: "Wenn alle etwas für den ,100-Jährigen' tun wollen, dann müssen sie auch handeln." Mit Verweis auf den Vorvertrag, den May & Co. mit dem Besitzer des Gasthauses Georg Steinwehe abgeschlossen hat, erklärt er zudem, dass es wenig bringe, wenn sich die Politik noch weitere Entwürfe anschaue. Der Vorvertrag, der nach Informationen des Abendblatts noch zwei Jahre gültig ist, bedeutet nämlich, dass der Investor vor anderen Interessenten immer den Vorrang hat.


Die Buchholzer „terra Real Estate“ plant bis zu 70 Wohneinheiten auf dem Areal beim „100-Jährigen“ "Wir haben ein klares Konzept vorgelegt, das den ,100-Jährigen' querfinanziert", sagt Ravens. Er sehe den weiteren Entwicklungen entspannt entgegen und sei nach wie vor optimistisch, dass man am Ende bauen werde. Einen Seitenheib auf den Konkurrenz-Entwurf der Buchholzer Immobilienprojektentwicklungsgesellschaft terra Real Estate, der überraschend im Sommer des vergangenen Jahres auftauchte, kann er sich aber nicht verkneifen. "Alles, was wir vorgestellt haben, ist belastbar", sagt Ravens. Sie als Investoren wären noch nie auf einen fahrenden Zug aufgesprungen, wenn sie nicht vertraglich abgesichert gewesen seien.


Andreas Tietz, Geschäftsführer von terra Real Estate, nimmt diesen Vorwurf gelassen entgegen. "Der Vorvertrag hindert uns nicht daran, eigene Pläne zu entwickeln", sagt er. Außerdem sei die Laufzeit ja auch endlich. Mit seinen Planern sei er gerade dabei, das Konzept im Sinne einer "Hittfeldisierung" zu überarbeiten. Was genau er darunter versteht, will er noch nicht verraten.


Er nimmt damit aber Bezug auf die Aussage des neuen Hittfelder Ortsbürgermeisters Thomas Fey (Freie Wähler), der kürzlich im Abendblatt erklärt hatte, dass er eine "Buchholzisierung" des Ortskerns vermeiden wolle und die Entscheidung, was auf dem Areal des "100-Jährigen" passiere, dabei als wesentlichen Baustein betrachte.


Ob die überarbeiteten terra-Real-Estate-Pläne in der Politik besser ankommen werden, wird sich zeigen. Bisher hatten die Parteien an den Entwürfen, die Wohnbebauung, kleineren Einzelhandel und ebenfalls die Wiedereröffnung des Gasthauses vorsehen, vor allem die Wohnbebauung als zu massiv kritisiert. Die Verlagerung des Aldi-Markts ist von vornherein nicht Bestandteil des Konzepts gewesen, die Erweiterung des Edeka-Markts schon.


"Ende Januar haben wir einen Termin mit der Verwaltung, dann wollen wir einen Kompromiss abstimmen", verrät Tietz. Dass er nicht nur ein Mann des Worts, sondern auch der Tat ist, beweist der Geschäftsführer an anderer Stelle. Bei der ersten öffentlichen Präsentation der Entwürfe im September hatte er angekündigt, 15 Prozent der geplanten Wohnfläche an anderer Stelle in Hittfeld als bezahlbaren Wohnraum zu generieren. Entsprechende Flächen habe er mittlerweile bereits angekauft, so Tietz. Sie seien vom "100-Jährigen" aus fußläufig zu erreichen.